SARS-COV2, Covid-19 und die Pflanzentherapie

Der Fokus meiner praktischen Tätigkeit liegt in der phytotherapeutischen Begleitung von Frauen. Jedoch spaltet die Debatte um Nutzen und Risiken von Corona-Impfungen in Deutschland  die Gesellschaft und richtet an diesem Punkt mehr Schaden als Nutzen an. Abseits dieser erbitterten Diskussionen in sozialen Medien zwischen „Impfschafen“ und „Covidioten“ möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick in die wissenschaftlichen Arbeiten in der Pflanzenheilkunde zum Thema Corona geben. Dieser ist nicht als Alternative, sondern als Ergänzung gemeint, stellt Impfungen nicht in Frage und ist kein Aufruf zur Eigentherapie.

Die Ansätze der Phytotherapie ist vielfältig, neben einer generellen Stärkung des Immunsystems durch eine gesunde Lebensweise werden Pflanzen zur Unterstützung der Abwehrkräfte eingesetzt. Dahinter verbirgt sich kein einheitlicher Mechanismus. Die einen wirken unterstützend als „Vitaminbomben“ die anderen als sogenannte Immunmodulatoren, indem Zellen des Immunsystems direkt aktiviert werden.

Um virale Infektionen zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken, finden wir die „klassischen“ berühmten Booster wie Knoblauch, roter Sonnenhut, echter Schwarzkümmel, echtes Johanniskraut und Süßholzwurzel, aber auch die Taigawurzel, grüner Tee und Ingwer. Wohlgemerkt schützt keine dieser Pflanzen spezifisch vor SARS-COV2. Es sind Wechselwirkungen mit Medikamenten, Dosierungen und die maximale Einnahmedauer zu berücksichtigen Für Knoblauch behaupten böse Zungen, dass die Schutzwirkung schon aufgrund des Geruches und dem „social distancing“ zustande kommt. Es werden 4-6 Zehen pro Tag benötigt. Personen, welche blutverdünnende Medikamente einnehmen, müssen unbedingt Wechselwirkungen beachten.

Neben dem boostern des Immunsystems, kann dem Virus der Eintritt in den KnoblauchzwiebelKörper generell bzw. seinen bevorzugten Angriffspunkten (im Falle von SARS-COV2 der sog. ACE2 Rezeptor) erschwert werden. Letzteres wurde bisher in Pflanzen der traditionellen chinesischen Medizin untersucht, zum Beispiel dem chinesischen Rhabarberwurzel (Rheum officinale rad.) und dem vielblütigen Knöterich (Polygonum multiflorum). Für das Zistrosenkraut (Cisti incani herba) wurde in Studien nachgewiesen, dass es Viren (Grippeviren, für SARS-Cov2 liegen noch keine ausführlichen Daten vor) physikalisch hemmen kann in Körperzellen einzudringen. Die Pflanze enthält wie der grüne Tee einen hohen Anteil an  hochpolymeren Polyphenolen und Gerbsäuren. Unabhängig von Corona ist die Pflanze in Verbindung mit getrockneten Heidelbeeren zum wohlschmeckendem Anti-Erkältungstee.

Ein weiterer Angriffspunkt, welcher auch in der Phytotherapie diskutiert wird, ist die Verhinderung der Vermehrung der SARS-Cov2 Viren und der krankmachenden Mechanismen. Hier wurde eine Protease identifiziert. Bisher nur in präklinischen Studien zeigten die Dreiflügelfrucht (Triterygium regelii) sowie die japanische Engelwurz (Angelika keiskei) aber auch der rote Salbei (Salvia miltiorrhiza) bei niedrigen Konzentrationen eine gute Hemmwirkung.

Literatur:

Benarba B et al: Medicinal Plants as Sources of Active Molecules Against COVID-19 Front Pharmacol. 2020 Aug 7;11:1189. doi: 10.3389/fphar.2020.01189. eCollection 2020.

Boozari M et al: Natural products for COVID-19 prevention and treatment regarding to previous coronavirus infections and novel studies. Phytotherapy Research. 2021;35:864–876

Cinatl, J., Morgenstern, B., Bauer, G., Chandra, P., Rabenau, H., & Doerr, H.(2003). Glycyrrhizin, an active component of liquorice roots, and replication of SARS-associated coronavirus. Lancet, 361, 2045 –2046

Sultan et al: Immunity: plants as effective mediators . Crit Rev Food Sci Nutr . 2014;54(10):1298-308. doi: 10.1080/10408398.2011.633249.

 

Abbildung 1: Maren Sigmund aus „Phytotherapie in der Frauenheilkunde“, Susan Zeun, Thieme Verlag

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