Vitamin D: Sind wir im Winter alle mit dem Sonnenvitamin unterversorgt?

Inuit Frau in traditioneller Kleidung

Die Wintermonate sind dunkel, abhängig vom Breitengrad geht die Sonne überhaupt nicht auf. Die Nahrungsergänzungsmittelindustrie hat seit vielen Jahren das „Sonnenvitamin“ für sich entdeckt. In der Tat braucht der menschliche Körper in der Regel Sonnenlicht, um dieses Vitamin in eine aktive Form zu überführen. Nur hat die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung keinen Mangel an diesem Vitamin, auch im Winter nicht. Das Vitamin ist fettlöslich und wird im Körper über 3-4 Monate gespeichert. Dieses Depot ist ausreichend, auch wenn die Blutspiegel im Winter einen niedrigeren Wert anzeigen (die Normbereiche dieses Vitamins wurden übrigens in den Sommermonaten festgelegt)

In Breitengraden, die im Winter überhaupt kein Sonnenlicht erreicht, dient die aktive Form des Vitamins aus fettreichem Fisch und andere mehrheitlich tierische Produkte als Quelle. Aus dem Pflanzenreich steuern nur einige Pilze, Flechten und Hefen einen nennenswerten Anteil der Vorstufe dieses Vitamins bei, für deren Aktivierung dann noch Sonnenlicht benötigt wird.

Vitamin D nutzt der Körper für den Knochenstoffwechsel, sind Kinder nicht ausreichend damit versorgt kommt es zu einer Rachitis – Knochenerweichung und Wachstumsstörungen. Auch die Immunfunktion kann gestärkt werden – Lichttherapien in den Bergen waren bei der Behandlung der Tuberkulose sehr erfolgreich und das noch bevor der Zusammenhang zu Vitamin D3 geklärt war, auch auf Autoimmunerkrankungen des Darmes konnten positive Effekt gefunden werden. Studien an Schwangeren haben ergeben, dass eine ungenügende Versorgung zur erhöhten Allergieneigung und häufigeren Atemwegsinfekten der Kinder führten. ABER: ein Effekt auf virale Infektionen, Erkältungskrankheiten, ist bisher in keiner Untersuchung nachgewiesen.

Auch die Corona-Pandemie sollte nun aber keinesfalls dazu verleiten sofort das nächstbeste Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D 3 in sich reinzuschaufeln! Denn:

  • Bei Kindern können erhöhte Mengen des Vitamins zu Vergiftungen führen, die sich in Wachstumsstörungen, Nierenverkalkungen und Fieberschüben niederschlagen
  • Bei Erwachsenen und älteren Menschen kann die erhöhte Zufuhr die Verkalkung der Blutgefäße und der Nieren fördern (die Kombination mit dem Vitamin K2 kann dieses Risiko abmildern)

Während der Körper die inaktiven Formen des Vitamins wunderbar selbst reguliert, kann es bei der aktiven Form zu einer Hypervitaminose – zuviel Vitamin – mit schädlichen Wirkungen kommen. Sicher kann man sich mit Vitamin D3 nicht akut vergiften, allerdings herrscht Unklarheit darüber, wie lange hohe Dosen ohne Schäden eingenommen werden können.

Die „Standarddosis“ wird für Erwachsene mit 1000 IE pro Tag Vit D3 angegeben. Die giftige Dosis beginnt bei dem 10fachen. Das ist nicht viel Spielraum. Wäre Vit D3 ein Medikament, für das eine Zulassung beantragt werden müsste, würde keine Behörde die Entwicklung von Tropfen genehmigen, als Nahrungsergänzungsmittel sind diese aber frei verfügbar, auch keine gut schmeckenden Kaubonbons die gleich 5600 IE enthalten und nur einmal wöchentlich genommen werden dürfen! Das Risiko einer falschen Einnahme würde als viel zu hoch eingestuft werden.

Wer sollte nun Vitamin D3 einnehmen? Schwangere, die vegan/vegetarisch leben, sollten die Einnahme mit ihren behandelnden Ärzten besprechen, ebenso Kinder und Jugendliche, die vorwiegend vegetarisch und vegan ernährt werden. Menschen, die Symptome eines Vitamin D Mangels aufweisen und Risikopatienten mit Morbus Chron und anderen Autoimmunerkrankungen. Die Dosierung sollte so gering wie möglich gewählt werden, bei älteren Personen ab 50 Jahren eine Kombination mit Vit K2.

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