Pflanzen der Ureinwohner

Tanzende Frauen in Tahiti

Bei meinen Recherchen im Internet fällt mir gelegentlich auf, das Produkte mit Aussagen, wie: Heilpflanze der Ureinwohner von X und Y, seit vielen Jahrhunderten benutzt gegen… als Werbebotschaft genutzt wird.

In der Tat schaffen solche Aussagen Vertrauen, gelegentlich auch bei Fachpersonal. Die Wirkungen von Pflanzen wurden empirisch (das heißt durch Ausprobieren) gefunden und haben sich über viele Jahre bewährt. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang Pflanzen die in die verschiedenen Regionen – Lateinamerika, Europa, China – gegen bestimmte Beschwerden eingesetzt wurden.

Positive Wirkungen wurden durch unsere Vorfahren also gut erkannt. ABER schädliche Wirkungen unterschätzt, vor allem dann, wenn diese zeitlich verzögert also nicht nach direkter Einnahme auftraten. Manche pflanzliche Heilmittel werden heute nicht mehr eingesetzt, weil sie negative Effekte haben können. Ein Beispiel hierfür ist die Pestwurz – eigentlich ein gutes Mittel, welches zur Behandlung von Migräne benutzt wurde. Leider enthält diese sogenannte Pyrazoline, ein Stoff, der die Leber schädigt. Es bestehen nun Bemühungen neue Sorten zu züchten, die nur noch einen geringen Anteil enthalten oder diese Stoffe durch pharmazeutische Verfahren zu eliminieren.

Die Verwendung kann aber auch durch die Art der Einnahme Nachteile hervorrufen. Der polynesische Rauschpfeffer wurde als Kava-Kava Trunk in Polynesien jahrhundertelang als Fest-Trank benutzt. Seine angstlösende Wirkung fand bald auch wissenschaftliches Interesse: Untersuchungen an Probanden mittels Elektro-enzephalografie (EEG – Hirnstrommessung) bestätigten eine Veränderung des Frequenzmusters und eine intensive Erforschung des Rauschpfeffers führte zur Zulassung von Kava-Kava Produkten. Diese wurden zur Behandlung von depressiven Verstimmungen und Schlafstörungen eingesetzt. Die schnelle und intensive Vermarktung beruhte auf Aussagen, wie der langen Tradition der Verwendung der Naturvölker. Dass die Naturvölker den Trunk nur sporadisch und nicht täglich zu sich nahmen, wurde nicht beachtet. Bei der täglichen Einnahme kam es zu Nebenwirkungen an der Leber. Aufgrund von 2002 2002  wurden in Deutschland alle Kava-Kava-haltigen Arzneimittel vom Markt genommen. Diese Entscheidung wurde im Januar 2020 bestätigt – für alle Produkte, einschließlich homöopathischen Zubereitungen bis D4 Verdünnungen.

Fazit: Allein die jahrhundertelange der Verwendung einer Pflanze ist kein Qualitätsmerkmal nach heutigen Maßstäben.

 

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